Die Insel Chiloé – das ist das Archipel der Fischer und Muschelsammler, Heimat der Schindelschnitzer und Kartoffelbauern lesen wir im Reiseführer. Zwischen den saftig grünen sanft geschwungenen Hügeln grasen Pferde und Kühe. Es ist ein idyllische Fleckchen Land geprägt von sanft geschwungenen Hügeln und der Freundlichkeit seiner Bewohner. 

1 Woche fahren wir kreuz und quer über die Insel und ihre kleineren Nachbarn, genießen die Natur und besuchen die Kirchen, für die Chiloé so berühmt ist.

Die Insel Chiloé – Hintergrund

Mit 8500km ist Chiloé nach Feuerland die zweitgrößte Insel Südamerikas. Eigentlich handelt es sich um ein versunkenes, vom Meer überspültes Gebirge. Ein Resultat abschmelzender Gletscher. 

Auf der Insel Chiloé selber hat sich kaum Industrie angesiedelt. Daher pendeln viele der etwa 150000 Einwohner regelmäßig nach Puerto Montt, der nächstgelegenen Stadt auf dem Festland. 

Die Kirchen von Chiloé

Die Holzkirchen Chiloés, die überwiegend im 17. und 18. Jahrhundert aus Zypressenholz gebaut wurden, sind ein bemerkenswerter Teil des kulturellen Erbes Chiles. Seit 2000 gehören 16 der Kirchen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die indigenen Völker Chiloés, die Mapuche und Chono, erlebten 1567 die spanische Herrschaft über die Insel. Die Jesuiten kamen 1608 und begannen mit dem Bau von Kirchen, wobei die erste 1612 fertiggestellt wurde. Heute sind noch 150 Holzkirchen erhalten, die oft in lebhaften Farben gestrichen sind oder waren. Auch die Innenräume sind häufig farbenprächtig gestaltet. 

Eine Übersicht der 16 UNESCO-Weltkulturerbe-Kirchen:

  • Gemeinde Castro: Castro, Rilán, Nercón und Chelín
  • Gemeinde Chonchi: Chonchi und Vilupuili
  • Gemeinde Quemchi: Colo
  • Gemeinde Dalcahue: Dalcahue, Tenaún und San Juan
  • Auf der Insel Quinchao: Quinchao und Achao
  • Auf der Insel Caguach: Caguach
  • Auf der Insel Lemuy: Aldachildo, Ichuac und Detif
Papas Nativas - Die Kartoffeln der Insel Chiloé

Die Kartoffel und Chiloé

Übrigens gilt Chiloé neben Peru als eine der möglichen Urheimaten der Kartoffel. Die Papas nativas bekommt man hier nicht nur auf den Märkten, sondern auch in den lokalen Supermärkten. Noch heute werden auf Chiloé ca. zweihundert Kartoffelsorten angebaut. Diese werden übrigens nicht sortenrein sondern wie schon seit Jahrhunderten als Mix angebaut. 

Castro – die Inselhauptstadt

Mit 41.500 Einwohnern ist Castro knapp die größte Stadt auf Chiloé und der Ausgangspunkt unseres Roadtrips auf der Insel. Die Stadt bietet eine schöne Plaza de Armas mit der zitrusgelben Kirche Iglesia de San Francisco, die allerdings nicht typisch chilotisch ist.

Palafitos Von Castro Insel Chiloé

Berühmt ist Castro vor allem für die Palafitos, die Häuser auf Stelzen. Diese bunten Gebäude finden sich besonders im westlichen Stadtteil Barrio Gamboa an der Bucht Fiordo de Castro sowie im Nordosten der Stadt entlang der Küstenstraße Calle Pedro Montt. Während die Häuser zur Wasserseite hin auf Stelzen stehen, ruhen sie auf soliden Mauern zur Straßenseite. Die Palafitos wurden im 19. Jahrhundert erfunden, um das Leben in der Ufernähe zu erleichtern. Unter den Stelzen gibt es genug Platz für Boote.

Von Chaitén aus erreichen wir Castro mit der Autofähre. Die Überfahrt dauert etwa 5 Stunden. Da die Fähre früh abfährt, hatten wir keine Zeit zum Frühstücken. Die Sandwiches auf der Fähre sind nicht gerade der Hit, also entscheiden wir uns in Castro erst einmal Essen zu gehen.

Wir finden ein Restaurant in einem der Palafitos und bestellen das typische chilotische Gericht Curanto. Bei dieser traditionellen Zubereitung werden zunächst Steine in einem Erdloch erhitzt. Dann werden Zutaten wie Kartoffeln, Meeresfrüchte, Fleisch und Gemüse auf Nalca- oder Pangue-Blätter geschichtet und mit weiteren Blättern bedeckt.

Als wir unsere Bestellung erhalten, kommen zwei riesige Portionen Curanto. Völlig überwältigt beginnen wir, eines davon zu essen. Selbst eine Portion ist fast zu viel für uns beide. Etwas peinlich sitzen wir mit den großen Bergen Essen da, denken uns aber auch, dass die Bedienung uns auch hätte warnen können. Nach etwa 10 Minuten kommt der Chef vorbei und fragt, ob wir eine Portion zurückgeben möchten. Ziemlich erleichtert und dankbar nehmen wir an. Gut gesättigt geht es zurück zum Auto.

Der Westen – Cucao und Parque Nacional de Chiloé

Von Castro aus fahren wir in das kleine Dorf Cucao, um am nächsten Tag den Nationalpark Chiloé zu besuchen. Die 53 Kilometer lange Strecke dauert etwa eine Stunde. Wir halten zunächst an einigen Stellplätzen am Strand, sind uns jedoch unsicher, wie weit die Flut reicht, und entscheiden uns, näher im Dorf zu parken. Währenddessen beginnt wie aus Eimern zu schütten. Wir bleiben erstmal im Auto sitzen und hoffen, dass der Regen bald nachlässt, aber es sieht nicht danach aus.

Nach etwa 10 Minuten hält ein älterer Herr mit seinem kleinen Auto neben uns und lädt uns ein, bei ihm zu Hause Unterschlupf zu suchen. Er hat uns vom Fenster aus gesehen und wollte uns nicht im Regen stehen lassen. Seine Tochter ist zu Besuch und spricht ein wenig Englisch. Es wird ein fröhlicher Abend mit Wein und frischen Muscheln, die die beiden am Meer gesammelt hatten. Wir bekommen sogar ein kleines Zimmer mit einem Ofen, was uns sehr willkommen ist. Was für eine unglaubliche Gastfreundschaft!

Am nächsten Tag nimmt unser Gastgeber Mats mit zum Strand zum angeln. Gemeinsam kehren sie mit fünf Fischen zurück. Nach dem Mittagessen fahren wir zurück in den Osten der Insel, da wir wegen eines Termins in Puerto Montt wegen unserer kaputten Heizung nicht allzu viel Zeit haben.

Unser ursprünglicher Plan, den Nationalpark zu besuchen, haben wir aufgrund der herzlichen Einladung geändert. Der Parque Nacional de Chiloé bietet 13 Wanderungen. Vielleicht kommen wir ja irgendwann einmal nach Chile zurück und haben die Gelegenheit, diese zu erkunden.

Kurzer Abstecher in Das Fischerdorf Chonchi

Schindelhaus In Chonchi Insel Chiloé

Im Osten der Insel Chiloés liegt das malerische Städtchen Chonchi, das als eines der schönsten der Insel gilt. Es erstreckt sich sanft über mehrere Hügel und zieht sich zum Meer hinunter. In Chonchi sind viele der typischen Schindelhäuser erhalten geblieben, und die traditionelle Architektur der Insel ist hier gut zu erkennen. Die Iglesia San Carlos de Chonchi ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die chilotische Kirchenarchitektur.

Etwas südlich von Chonchi legt die Fähre zur kleinen Nachbarinsel Lemuy ab und wir setzen rüber. 

Die umliegenden Inseln

Die Insel Lemuy

Auf Lemuy wirkt alles ein wenig kompakter. Die Wiesen scheinen grüner, die Hügel wirken hügeliger und die Insel ist weniger abgeholzt als Chiloé selbst. Die Überfahrt dauert nur etwa 20 Minuten. Auf Lemuy befinden sich drei der UNESCO-Kirchen des Archipels: die Iglesia de Ichuac, die Iglesia de Aldachildo und die Iglesia de Detif. Besonders beeindruckt uns die kleine Kirche in Detif, die wunderschön mit Blumen geschmückt ist. Leider ist sie verschlossen, sodass wir sie nur von außen bewundern können.

Wir fahren bis zum Ende der Insel und finden einen ruhigen Stellplatz am Strand. Es dauert nur ein paar Minuten und wir entdecken die ersten Delfine. 

Die Insel Quinchao

Quinchao beherbergt zwei der schönsten Kirchen des Archipels. Die Überfahrt von Dalcahue ist kurz.

Nach etwa 9 Kilometern Fahrt erreichen wir das kleine Dorf Curaco de Vélez, das für seine vielen Schindelhäuser bekannt ist. Früher war es ein wichtiger Stützpunkt für Holz- und Walfänger. Obwohl wir nur durchfahren, bewundern wir einige der charmanten Häuschen.

Achao, das größte Dorf der Insel, beeindruckt mit der Iglesia Santa María de Lotote, deren Bau 1730 begonnen wurde. Wir haben endlich Glück. Sie ist offen und  wir können endlich einen Blick ins Innere  einer der Kirchen werfen. Sie ist innen wunderschön mit Holzschnitzereien und farbenfroh verziert.

Unser Weg führt uns weiter nach Quinchao, einem winzigen Fischerdorf mit einer riesigen Kirche. Die Kirche ist 52 Meter lang und ihr Turm misst 18 Meter. Leider ist sie abgeschlossen.

Wir fahren zurück nach Achao, da wir bei der Tochter des netten Herrn eingeladen sind, der uns vor drei Tagen aus dem Regen gerettet hat. Wir kaufen noch etwas Wein und verbringen einen wunderschönen Abend zu dritt.

Der Nordwesten – spektakuläre Küstenlandschaften

Delphine An Der Kueste Chiloés

Unser letzter Stopp führt uns in den äußersten Nordwesten von Chiloé, bekannt für seine spektakulären Küstenlandschaften. Wir nehmen von Dalcahue aus den kleinen Umweg über Aucar, da diese Strecke im Reiseführer als besonders schön und idyllisch beschrieben wird. Es sind 145 Kilometer bis zur Küste, und aufgrund der vielen Fotostopps benötigen wir fast drei Stunden.

Wir finden einen wunderschönen Stellplatz auf den Klippen. Allerdings ist für den nächsten Tag Sturm angesagt. Aufgrund der exponierten Lage parken wir schließlich hinter ein paar Dünen am Strand. Hier ist es auch sehr schön. Die Küste ist voller Delfine, und wir lassen unsere Drohne steigen.

Am nächsten Morgen ist es grau und extrem windig. Während Mats arbeiten muss, mache ich noch ein paar Fotos von der wilden Küste. Die Wettervorhersage verschlechtert sich allerdings zunehmend, aus Sturm wird Orkan. Meine Wetter-App zeigt Windstärken von über 140 km/h für die nächsten Stunden an. Wir beschließen, von der Küste wegzufahren, packen hastig unsere Sachen zusammen und fahren los. Nach 15 Minuten Fahrt finden wir einen Platz neben einer Hecke, weit genug weg von Bäumen und Strommasten. Dort stellen wir uns hin und harren aus. Ein paar Meter von uns entfernt fällt ein Strommast um. Die Wetter-App zeigt 150 km/h an. Der Starlink steht auf dem Dach. Ab jetzt machen wir uns keine Gedanken mehr darüber, ob der Starlink das aushält – der hat die ganze Zeit bombenfest auf dem Dach gestanden. Irgendwann war es einfach zu spät und zu windig, um aufs Dach zu klettern und ihn herunterzuholen.

Der Nordwesten war unser letzter Stopp auf Chiloé. Von hier aus geht es für uns mit der Fähre Chacao – Paragua zurück aufs Festland und weiter nach Puerto Montt.

Unser Fazit zu Chiloé

Die idyllische Insel mit ihren unglaublich freundlichen Menschen bleibt ein absolutes Highlight unserer Reise. Kaum irgendwo sonst wurden wir so herzlich begrüßt und haben so viele freundliche Winken und Willkommensrufe erlebt. Landschaftlich ist das Archipel ein echtes Juwel, in dem man sich sofort pudelwohl fühlt. Es ist einer dieser Orte, bei denen wir direkt denken: „Hier könnte man wohnen.“

Anreise mit der Fähre zur Insel Chiloé

Es gibt mehrere Fährverbindungen nach Chiloé, die sich je nach Saison unterscheiden können. Es macht Sinn sich direkt vorher zu erkundigen. 

Chaitén –  Castro:

  • Fährgesellschaft: Naviera Austral
  • Dauer: Etwa 4 bis 5 Stunden
  • Häufigkeit: Je nach Saison unterscheiden sich die Verbindungen und gehen nicht jeden Tag

Chaitén –  Quellon:

  • Fährgesellschaft: Naviera Austral
  • Dauer: Etwa 6 Stunden
  • Häufigkeit: Je nach Saison unterscheiden sich die Verbindungen und gehen nicht jeden Tag. Als wir fahren wollten, stand die Verbindung gar nicht zur Verfügung.

Pargua – Chacao:

  • Fährgesellschaft: Transbordadora Austral Broom (TABSA)
  • Dauer: Etwa 30 Minuten
  • Häufigkeit: Mehrmals täglich
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Ich bin Sarah. Geboren 1990 im Süden von Deutschland an der Grenze zur Schweiz. Nach dem Abi hat es mich ins Ausland gezogen für ein Jahr nach Lesotho. Zwischen Bachelor uns Master war ich dann in Südostasien reisen und habe meinen Master schlussendlich in Schweden gemacht. Nach einigen Jahren im Berufsleben, habe ich mich dann in ein Abenteuer gewagt und habe mit meinem Freund unseren Camper ausgebaut und nach Südamerika verschifft. Seither erkunden wir gemeinsam mit viel Abenteuerlust und Neugierde diesen wunderschönen Kontinent.

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