„Das ist das echte Patagonien!“ sagt uns ein Einheimischer, als wir den Nationalpark Perito Moreno in Argentinien erwähnen. Und wir müssen ihm zustimmen. Die raue Natur, die wilde Landschaft und die Abgeschiedenheit dieses Parks verkörpern alles, was wir mit Patagonien verbinden. Hier treffen wir auf eine unberührte Wildnis, die uns mit ihrer Einsamkeit und malerischen Ausblicken in den Bann zieht.
In diesem Artikel teilen wir unsere Erfahrungen im Nationalpark Perito Moreno und geben praktische Tipps zur Besuchsplanung – von Wanderungen bis hin zu Übernachtungsmöglichkeiten.

Nationalpark Perito Moreno: Patagoniens Verborgene Wildnis
Die Anzahl der Besucher lässt sich sprichwörtlich an zwei Händen abzählen. Die nächste Stadt, Gobernador Gregores, liegt 220 Kilometer entfernt, und die abgelegene Lage sowie die holprige Anfahrt sorgen dafür, dass der Park bei den meisten Argentinien-Besuchern nicht auf der Liste steht. Der Nationalpark Perito Moreno gehört zu den ältesten Argentiniens, gegründet 1937 und 2013 durch eine Spende der Tompkins Foundation erweitert. Auf 126.830 Hektar schützt der Park Steppen, smaragdgrüne und türkisfarbene Gletscherseen, patagonische Wälder und schneebedeckte Gipfel.
Das Klima ist kalt-trocken bis feucht, mit Niederschlagsmengen, die von Ost nach West zwischen 400 und 3.000 mm variieren. Ein eisiger Wind weht meist selbst im Sommer. Die Temperaturen liegen im Sommer durchschnittlich bei 15 Grad, im Winter können sie auf -25 Grad fallen. Aber auch in den Sommermonaten sollte man sich nicht auf mildes Wetter oder Sonne verlassen.
Der Nationalpark Perito Moreno beherbergt 24 Säugetierarten, darunter den Magellan-Tuco-Tuco und das Südliche Viscacha, zwei endemische Arten Südpatagoniens. Weiterhin finden sich dort Rot- und Graufüchse, Pumas, verschiedene Katzenarten, Guanacos sowie der bedrohte Südandenhirsch. Zudem sind über 150 Vogelarten im Park heimisch, darunter die Sturzbachente, die an reißende Gebirgsflüsse angepasst ist. Besonders bemerkenswert sind der Aschkiebitzregenpfeifer und der vom Aussterben bedrohte Goldscheiteltaucher. In den Steppen leben Nandus, und die vielen Klippen dienen als Brutplätze für den Andenkondor, Andenbussard, Weißkehlkarakara und den Virginia-Uhu.



Wer war eigentlich dieser Perito Moreno?
Der Name Perito Moreno ist den meisten Touristen vor allem durch den berühmten Gletscher bei El Calafate bekannt. Der Nationalpark Perito Moreno liegt jedoch rund 500 Kilometer entfernt und hat nichts mit dem Gletscher zu tun. Beide teilen sich lediglich ihren Namensgeber – Perito Moreno. Francisco Moreno, bekannt als Perito Moreno, war ein argentinischer Geograph, Anthropologe und Entdecker. Er lebte von 1852 – 1919 und erforschte in zahlreichen Expeditionen Patagonien und dessen Flora und Fauna. Darüberhinaus war er an den Grenzvermessungen zwischen Argentinien und Chile beteiligt. Seinen Titel „Perito“, was im Spanischen „Sachverständiger“ bedeutet, erhielt er während dieser Arbeiten.
Eintritt in den Park, Übernachtungsmöglichkeiten und Reservierung der Refugios
Der Nationalpark Perito Moreno kann während der Sommermonate etwa von Anfang Oktober bis Ende April besucht werden. Nach der langen, holprigen Anfahrt registriert man sich im Besucherzentrum, das täglich von 8:00 bis 19:00 Uhr geöffnet ist. Der Eintritt ist kostenlos. Im Besucherzentrum erhält man Informationen zu Wanderungen, Schutzhütten, Zeltplätzen sowie Stellplätzen für Camper.
Im gesamten Park gibt es keine Verpflegungsmöglichkeiten. Daher ist es wichtig, ausreichend Proviant sowie Benzin / Diesel für die gesamte Strecke und die geplante Zeit im Park mitzubringen.
Übernachtung im Nationalpark Perito Moreno
Im Park kann man entweder im Wohnmobil, im Zelt oder in einem der Refugios übernachten.
Übernachtung im Camper: Für Camper gibt es drei ausgewiesene Stellplätze: am Lago Burmeister, am Lago Belgrano und am Rangerhaus El Rincón. Generell darf man mit dem Camper überall dort stehen, wo es Toiletten gibt. Eine Übersicht bietet das Besucherzentrum.
Übernachtung im Zelt: Zeltplätze befinden sich meist in der Nähe der Refugios. Nähere Informationen zu den Zeltplätzen und den Kapazitäten erhält man ebenfalls im Besucherzentrum.
Übernachtung in den Refugios: Im Park gibt es mehrere Schutzhütten, die sich entlang der Wanderwege befinden. Laut Webseite des Parks sollten Reservierungen für die Refugios mindestens eine Woche im Voraus per E-Mail an peritomoreno@apn.gob.ar vorgenommen werden. Dabei gibt man an, wann und in welchem Refugio man übernachten möchte sowie die Anzahl der Personen. Wer im Voraus keine Hütte reserviert hat kann auch im Besucherzentrum nach freien Plätzen fragen. Als wir dort waren, waren noch einige Plätze frei. Wer sicher gehen will sollte im Vorfeld reservieren.
Die Hütten sind kostenlos und bieten Platz für drei bis sechs Personen. Sie sind nicht exklusiv buchbar. Wer also nur zwei Plätze in einer Hütte reserviert, teilt sich die Unterkunft eventuell mit anderen Gästen. Eine Übersicht über die Refugios findet man hier: Refugios im Nationalpark Perito Moreno.
Was benötige ich für die Übernachtung in einer Hütte?
Die Hütten sind mit einfachen Betten, einem Ofen zum Kochen und Feuerholz ausgestattet. Eine einfache Toilette befindet sich neben der Hütte. Schlafsäcke, Proviant und andere persönliche Dinge müssen selbst mitgebracht werden.



Anfahrt zum Nationalpark Perito Moreno
Es gibt zwei Zufahrtswege, die in den Park führen: über die Ruta 40 und RP 37 und über die Ruta 41.
Anfahrt über de Ruta 40 und RP 37
Die Anfahrt über die Ruta 40 und RP 37 ist die am häufigsten genutzte Route. Die letzten 90 Kilometer sind sehr holprig und voller Schlaglöcher, Waschbrett und Steinen, aber die Strecke ist für alle Fahrzeugtypen befahrbar. Es ist ratsam, ausreichend Zeit für diese Strecke einzuplanen.
Von Süden kommend via Gobernador Gregores (Ruta 40 und RP 37): Die nächstgelegene Stadt im Süden ist Gobernador Gregores. Sie liegt 220 km entfernt. Von hier geht es zunächst 130 km auf der Ruta 40 nach Norden, bevor die RP 37 nach Westen abzweigt. Die letzten 90 km bis zum Park führen über eine Schotterstraße. Die Fahrt dauert etwa 3-4 Stunden.
Von Norden kommend via Perito Moreno (Ruta 40 und RP 37): Die nächstgelegene Stadt im Norden ist Perito Moreno. Sie liegt 320 km vom Park entfernt. Hier führt die Ruta 40 230 km nach Süden und zweigt dann auf die RP 37 ab. Diese führt die letzten 90 km auf einer Schotterstraße in den Park. Die Fahrt vdauert etwa 4 bis 5 Stunden.
Offraod Anfahrt über die Ruta 41 Sur vom Lago Posados
Ein alternativer Weg führt vom Lago Posados in den Park. Die Ruta 41 ist für ihre traumhaften Ausblicke und die atemberaubende Landschaft bekannt. Sie ist in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt unterteilt. Der nördliche Teil ist generell gut befahrbar, auch für Fahrzeuge ohne Allrad (bei guten Wetterbedingungen). Der südliche Teil ist jedoch nur für Offroad-Fahrzeuge geeignet. Vor der Fahrt sollte man die Wetterlage der letzten Tage überprüfen.
Der südliche Abschnitt der Ruta 41 führt vom Lago Posados in den Nationalpark Perito Moreno und ist etwa 70 km lang. Die Strecke ist extrem grob und holprig, sodass man für die Fahrt 5-6 Stunden einplanen sollte.
Der schwierigste Abschnitt der Route befindet sich im Nationalpark selbst. Die Straße steigt steil an und der Untergrund besteht aus sehr feinem und losem Material, das sich bei Regen in eine matschige Rutschpartie verwandeln kann. Leider regnete es mehrere Tage vor unserem Besuch im Park, sodass die Strecke bereits im flachen Abschnitt rutschig war und wir den steilen Hang nicht bezwingen konnten. Selbst mit Untersetzung und Differentialsperre war nichts zu machen. Von der anderen Seite wäre es vermutlich möglich gewesen, aber auch bergab wäre es durch das stetige rutschen extrem anspruchsvoll gewesen. Bei gutem Wetter ist die Ruta 41 jedoch ein absoluter Traum und für alle mit kleinem 4×4 sehr zu empfehlen!
Wanderungen im Nationalpark Perito Moreno
Der Park bietet eine Vielzahl an Wanderungen, von kurzen Wanderungen bis hin zu längeren Touren. Neben Tageswanderungen gibt es auch Möglichkeiten für Mehrtagestouren. Dank der Refugios und Zeltplätze lassen sich auch kürzere Wanderungen leicht zu mehrtägigen Abenteuern ausweiten.
Wanderung Circuito Grande
Wir entscheiden uns für den Circuito Grande, eine 16,8 km lange Wanderung, die als schwierig eingestuft wird. Diese Einschätzung scheint jedoch eher aufgrund der Länge zu bestehen, da die Strecke weitgehend flach, gut begehbar und stets gut ausgeschildert ist. Wer sich von 17 Kilometern nicht abschrecken lässt, findet hier eine lohnende und angenehm zu laufende Tour.
Die Wanderung beginnt 9 km vom Onelli-Besucherzentrum entfernt, wo sich ein Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobile sowie ein Plumpsklo befinden. Der Circuito Grande teilt sich den Startpunkt mit dem Circuito Chico, der mit 10,7 km kürzer ist und die Halbinsel mittig durchquert, während der Circuito Grande bis zum westlichen Ende der Halbinsel führt.
Wir laufen die gegengesetzte Richtung wie auf Komoot angegeben. (Ich bin daran gescheitert, die Richtung zu bearbeiten). Wir wandern also zunächst am Lago Belgrano entlang. Die Aussicht ist durchgehend spektakulär. Vor uns schlängelt sich der Pfad durch die patagonischen Steppe. Zu unserer Linken ragen die schneebedeckten Gipfel in die Höhe und der Lago Belgrano schimmert in seiner milchigen türkisfarbenen Pracht. Die Färbung verdankt er Partikeln die mit den Flüssen, die den umliegenden Gletschern entspringen in den See getragen werden. Das Wetter ist rau, der Wind bläst. Obwohl die Sonne scheint brauchen wir beim Start der Tour Handschuhe und Mütze.



Insgesamt gibt es auf der Halbinsel 4 Refugios von welchen 3 Zeltplätze beinhalten. Man kann die Wanderung so auch einfach in eine Mehrtagestour verwandeln. Alle 4 Refugios liegen in der ersten Hälfte der Wanderungen (wenn man die Tour in die gleiche Rictung wie wir läuft). Am Refugio Playa Quetro zweigt der Pfand vom See ab ins Innere der Halbinsel zurück zum Parkplatz. Auf diesem Teil der Tour wird die Strecke stellenweise etwas waldiger. Unterwegs begegnen uns einige Guanacos.
Nach etwa 5 Stunden gemütlicher Wanderung (mit vielen Fotostops und Mittagspause) sind wir zurück bei unserem Camper. Wer mit den gut 17 Kilometern keine Probleme hat, für den ist die Wanderung wirklich eine wunderschöne gut begehbare Tagestour im Nationalpark Perito Moreno.



Wanderung Circuito Grande – Tourdaten im Überblick
Länge der Wanderung: 16,8 km
Höhendifferenz gesamt: 240 m
Schwierigkeit: Medium
Wegbeschaffenheit und Beschilderung: Der Weg ist durchgehend gut, klar gekennzeichnet.
Wasser: Die Wasserqualität im Park ist gut. Möglichkeiten um sich mit Frischwasser zu versorgen gibt es unterwegs an den Seen und kleinen Bächen.
Weitere Wanderungen im Nationalpark Perito Moreno
Einfache Tagestouren:
- Circuito Chico: kleiner Rundweg (9,6 km – mittlere Schwierigkeit)
- Circuito Mirador Lago Belgrano (8,5 km – mittlere Schwierigkeit)
- Wanderung Cañadón Rio Volcán und Aussichtspunkt (700 m – geringe Schwierigkeit)
- Wanderung Lago Burmeister und Aussichtspunkt (600 m – hohe Schwierigkeit)
- Wanderung La Condorera (1,5 km – geringe Schwierigkeit)
Längere und schwierigere Tagestouren:
- Wanderung Cerro León (3-7 km – hohe Schwierigkeit, steil)
Mehrtagestouren:
- Wanderungen Lacteo-Tal (11,5 km – mittlere Schwierigkeit) und Laguna de los Témpanos (5,2 km – hohe Schwierigkeit)
- Circuito Azara Rundtour (52 km – hohe Schwierigkeit)
Auf der Webseite des Parks findet man eine detaillierte Übersicht über sämtliche Wanderungen im Nationalpark. Auch diese Karte bietet eine gute Übersicht über die Wanderungen, Refugios und Zeltlätze.
Fazit – unser Besuch im Nationalpark Perito Moreno
Der Nationalpark Perito Moreno ist ein wahres Juwel Patagoniens – wild, abgeschieden und unberührt. Die raue Landschaft, türkisfarbene Seen und schneebedeckte Gipfel bieten einmalige Erlebnisse abseits der Touristenströme. Ob man für eine Tagestour oder eine mehrtägige Wanderung kommt, der Park hat uns mit atemberaubender Natur und Einsamkeit begeistert. Wer die Abgeschiedenheit nicht scheut und bereit ist, die anspruchsvolle Anfahrt auf sich zu nehmen, wird mit einem authentischen Patagonien-Erlebnis belohnt. Für uns ist der Nationalpark Perito Moreno ein absolutes Highlight unserer Südamerika Reise!
FAQ zum Nationalpark Perito Moreno
Die beste Zeit für einen Besuch ist während der Sommermonate von Oktober bis April, wenn die Wetterbedingungen stabiler und die Temperaturen milder sind. In den WIntermonaten ist der Park geschlossen.
Der Eintritt in den Park ist kostenlos. Eine Registrierung im Besucherzentrum ist erforderlich.
Die Anfahrt über die Ruta 40 und RP 37 ist auch mit einem normalen Fahrzeug möglich. Die letzten 90 Kilometer sind jedoch eine Schotterstraße und sehr holprig. Wer den Park über die Ruta 41 erreichen möchte benötigt ein Allrad-Fahrzeug.
Nein, im gesamten Park gibt es keine Verpflegungsmöglichkeiten. Besucher müssen ausreichend Proviant mitbringen.
Die nächsten offiziellen Tankstellen liegen in den Städten Perito Moreno und Gobernador Gregores. In Baja Caracoles einem kleinen Ort zwischen den beiden Städten gibt es eine kleine private Tankstelle. Diese hat jedoch nicht im Benzin. Das Benzin kostet auch hier einiges mehr als an den regulären Tankstellen. Von Gobernador Gregores kommend, wäre das jedoch ein Umweg.
Vor dem Park auf der RP 37 gibt es eine Estancia, die Benzin und Diesel verkauft. Man sollte sich jedoch auch hier nicht auf die Verfügbarkeit verlassen.
Ja, Reservierungen sollten mindestens eine Woche im Voraus per E-Mail vorgenommen werden. Wer spontan anreist, kann jedoch auch direkt am Parkeingang nach freien Plätzen fragen, hat dann aber keine Garantie.
Die Übernachtung in den Refugios ist kostenlos. Eine Buchung ist notwendig.
Ja, es gibt ausgewiesene Campingplätze, die sich meist in der Nähe der Refugios befinden. Für Wohnmobile gibt es drei ausgewiesene Stellplätze. Informationen hierzu bekommt man im Besucherzentrum.
Die Wasserqualität im Park ist gut. Das Wasser aus den Bächen kann getrunken werden. Wer sichergehen will bringt einen Wasserfilter mit. Eventuell lassen einen die Ranger am Besucherzentrum Wasserauffüllen, wenn man freundlich fragt.
Ja.Jedes Refugio ist mit einer Toilette ausgestattet. Diese sind offen und für alle nutzbar, auch wenn man nicht in einem der Refugops übernachtet.