Einsam an einem schwedischen See stehen, das Knistern des Lagerfeuers im Ohr und nichts als Natur um dich herum – so stellen sich viele das Wildcampen und Freistehen in Schweden vor. Besonders auf Instagram wirkt das Leben im Van oder Zelt oft traumhaft frei. Doch wie viel Wahrheit steckt wirklich hinter diesen Bildern? Darf man in Schweden einfach überall wildcampen? Und wie sieht es mit mit dem Camper aus: Ist das Freistehen mit dem Wohnmobil in Schweden erlaubt?
In diesem Artikel erfährst du alles, was du über das Wildcampen und Freistehen in Schweden wissen musst – egal, ob du mit Zelt, Wohnmobil oder Van unterwegs bist. Wir zeigen dir:
- Was das Jedermannsrecht in Schweden erlaubt und wo seine Grenzen liegen
- Welche Regeln für das Wildcampen und Freistehen mit dem Camper gelten
- Wie du dich in der Natur verantwortungsvoll und nachhaltig verhältst

In diesem Artikel
Vorneweg: Ist Wildcampen und Freistehen in Schweden erlaubt?
Kurz gesagt: Ja und Nein. Denn das berühmte schwedische Jedermannsrecht, das oft mit dem freien Campen in der Natur verbunden wird, gilt nur für nicht-motorisierte Reisende. Wer zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Kanu unterwegs ist und ein Zelt dabei hat, darf dieses (fast) überall für eine Nacht aufstellen.
Für Campervans, Wohnmobile oder Autos mit Dachzelt gilt das jedoch nicht. Das Freistehen mit Fahrzeug ist in der Natur in Schweden offiziell verboten – auch wenn es in der Praxis oft geduldet wird. Wichtig ist: Wer mit dem Camper unterwegs ist, fällt nicht unter das Jedermannsrecht. Auch auf Camping verboten Schilder in Schweden solltest du dich halten.
Im Folgenden gehen wir im Detail auf das Jedermannsrecht ein und erklären dir worauf du achten muss.
Das Jedermannsrecht in Schweden – Freiheit mit Verantwortung
Was ist das schwedische Jedermannsrecht?
Wer in Schweden unterwegs ist, wird irgendwann auf das Jedermannsrecht (schwedisch: Allemansrätt) stoßen. Es regelt das Recht sich frei in der schwedischen Natur bewegen zu können: du darfst wandern, Beeren pflücken, schwimmen gehen, mit deinem Kanu irgendwo anlegen oder für eine Nacht dein Zelt aufschlagen. Klingt großzügig? Ist es auch! Diese Freiheit basiert auf einem einfachen Prinzip: Nicht stören und nichts zerstören.
Eine detaillierte Übersicht des Jedermannsrecht in Schweden und alle geltenden Regen findest du auf der Seite des Naturvardsverket (Informationen in Englisch).
Privates und öffentliches Land – was ist erlaubt?
Das Jedermannsrecht erlaubt das Betreten und Nutzen von nicht bewirtschaftetem Land, auch wenn es sich um Privatgrund handelt. Dabei gilt:
- Ackerflächen, Weiden und eingezäunte Grundstücke sind tabu
- Es gilt eine private Schutzzone. Wie groß diese ist, ist nicht strikt definiert. Achte auf Hinweise wie Zäune, angelegte Wege oder klare Trampelpfade. In bergigen Regionen ist die Schutzzone meist kleiner, in offenen und weiten Landschaften entsprechend größer. Als Faustregel gilt: Man sollte dich nicht sehen und hören können.
Zelten und biwakieren in Schweden – was erlaubt ist
Wenn du mit Zelt oder Biwaksack unterwegs bist, kannst du in Schweden fast überall legal campen. Das gilt es dabei zu beachten:
- Übernachte maximal 1 – 2 Nächte am selben Ort. Möchtest du länger bleiben frage den oder die Grundstückseigentümer*in um Erlaubnis
- Das Übernachten mit 2 – 3 Zelten ist erlaubt. Bei größeren Gruppen benötigst du die Erlaubnis der Grundstücksigentümer*innen
- Berücksichtige die private Schutzzone: Übernachte nicht in der Nähe von Wohnhäusern und auf landwirtschaftlichen Flächen
- In Nationalparks und Naturreservaten gelten oft eigene Regeln – informiere dich vorab oder vor Ort
Freistehen mit Camper, Wohnmobil oder Dachzelt – was gilt wirklich?
Im Gegensatz zum Zelten ist das Übernachten mit motorisierten Fahrzeugen in der Natur nicht vom Jedermannsrecht abgedeckt. Das heißt:
- Das Parken und Übernachten mit deinem Wohnmobil in der freien Natur (Wald, Wiese, Strand) ist grundsätzlich verboten
- Parkplätze und offizielle Stellplätze dürfen oft für eine Nacht genutzt werden, an Wochenenden manchmal auch länger. Beachte die örtliche Beschilderung
- Am Straßenrand darfst du stehen, wenn du niemanden behinderst und keine Schäden verursachst
- Private Straßen dürfen betreten, aber nicht unbedingt befahren werden, hier entscheidet der/die Eigentümer*in
Hinweis: Das Freistehen mit dem Wohnmobil wird oft geduldet, vor allem in dünn besiedelten Regionen. Dennoch führt der starke Touristenzustrom der letzten Jahre immer stärker zu Problemen mit Campern, sodass in manchen Regionen in der Zwischenzeit stärker durchgegriffen wird. Verhalte dich respektvoll und hinterlassen keinen Müll. Wirst du aufgefordert den Platz zu verlassen, dann tu das. Das Freistehen in Schweden ist kein verbrieftes Recht. An ein Camping verboten Schild in Schweden, solltest du dich halten.
Mit dem Fahrrad oder E-Bike unterwegs
Auch mit dem Fahrrad kannst du die Natur Schwedens frei erkunden, das gilt für öffentliche und private Wege. Folgendes solltest du beachten, wenn du mit dem Fahrrad unterwegs bist:
- Auf Wanderwegen dürfen Fahrräder fahren, aber Fußgänger haben Vorrang. Es gibt jedoch Kommunen, die das Radfahren auf Wanderwegen nicht gestatten.
- Reitwege sind für Fahrräder grundsätzlich gesperrt
- In Nationalparks, Naturreservaten und Schutzzonen gelten eigene Regeln. Hier ist das Radfahren meist nur auf ausgewiesenen Wegen erlaubt oder ganz verboten. Informiere dich am Besten vorab.
- E-Bikes fallen nicht unter das Jedermannsrecht. Auf markierten Radwegen oder Schotterstraßen ist das Fahren mit einem Elektrofahrrad unter 250 Watt jedoch in der Regel erlaubt.
Unterwegs auf dem Wasser – Was gilt für Kanus Boote & Co.?
Das Jedermannsrecht gilt nicht nur auf dem Land, sondern umfasst auch das Wasser. Du darfst mit Kanu, Kajak oder Boot fast überall anlegen und sogar an einsamen Uferstellen übernachten. Natürlich gelten auch hier ein paar Regeln:
- Halte private Schutzzonen ein: Meide private Grundstücke und halte Abstand zu Wohnhäusern
- Nutze öffentliche Anlegestellen oder miete private Stege
- Vermeide Gebiete mit nistenden Vögeln – vor allem im Frühjahr und Sommer, denn dann ist Brutzeit
- Trockne Boote und Ausrüstung gründlich, bevor du damit in ein anderes Gewässer gehst. So hilfst du die Ausbreitung der Krebspest zu verhindern
Verhalten in der Natur – das solltest du sonst noch beachten
Hinterlasse keinen Müll: Was du mit in die Natur bringst, nimmst du auch wieder mit zurück. Und das gilt nicht nur für offensichtlichen Müll wie Plastik, sondern auch für Bananenschalen, Essensreste oder Toilettenpapier. Was nicht aus der Natur stammt, gehört dort auch nicht hin.
Aufs Klo in der Natur – so geht’s richtig: Auch draußen muss man mal. Wähle einen Ort weit entfernt von Wasser, Tieren und Feldern und grabe für das große Geschäft ein Loch (mind. 15 cm tief). Bedecke es anschleißend mit Erde. Lass Toilettenpapier nicht einfach in der Natur liegen. Falls du es nicht mitnehmen kannst, vergrabe oder verbrenne (falls erlaubt und sicher) es. Achte dann aber auf biologisch abbaubares Toilettenpapier. Nutze nach Möglichkeit Trockentoiletten auf Wanderparklätzen.
Keine Seife ins Wasser: Selbst biologisch abbaubare Seifen dürfen nicht direkt im Gewässer verwendet werden. Sie müssen durch Erd- und Gesteinsschichten gefiltert werden, um sich zu zersetzen. Deshalb solltest du beim Waschen oder Spülen mindestens 100 Meter Abstand zu Gewässern halten und nur biologisch abbaubare Produkte verwenden.
Nimm Rücksicht auf Tiere: Nimm Rücksicht auf die Tiere in der Natur. Halte genügend Abstand zu Wildtieren, besonders in der Brutzeit (Frühjahr & Sommer). Vermeide es, dich mit Kanus und Paddelbooten unbemerkt Tieren zu nähern, sie erschrecken leicht. Wenn Vögel aufgeschreckt wirken, solltest du den Ort verlassen, denn dann ist ihr Nest meist in der Nähe.
Fazit: Wildcampen und Freistehen in Schweden
Wildcampen mit dem Zelt ist in Schweden dank Jedermannsrecht legal und unkompliziert, solange du dich an die Regeln hältst. Mit dem Camper sieht es etwas anders aus: Freistehen in der Natur ist offiziell verboten, wird aber vor allem in dünn besiedelten Gebieten oft toleriert. Wer respektvoll mit Natur und Mensch umgeht, rücksichtsvoll parkt und keine Spuren hinterlässt, wird in der Regel keine Probleme bekommen. Dennoch, solltest du aufgefordert werden zu gehen, dann tue das.
Ob mit Zelt, Kanu oder Campervan, wenn du dich an das Motto „Nicht stören und nichts zerstören“ hälst, wirst du Schweden sicherlich von seiner schönsten Seite erleben.