Möchtest du mit deinem Camper, genauso wie wir, autark unterwegs sein? Dann benötigst du eine stabile und verlässliche Stromversorgung. Mit der richtigen Solaranlage im Camper ist das kein Hexenwerk. Wir zeigen dir, welche Arten von Solarpanels es gibt, wie du herausfindest, wie viel Solarleistung du in deinem Camper benötigst und wie du die Solaranlage installierst.
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Welche Solarzellen-Typen für die Solaranlage im Camper?
Als wir anfingen, uns mit unserer Solaranlage im Camper zu befassen, waren wir zunächst von den vielen Anbietern und den unterschiedlichen Arten von Solarmodulen erschlagen. Es gibt verschiedene Zellarten und Modultypen, die sich in Effizienz, Kosten und Einsatzmöglichkeiten unterscheiden.
Zellarten im Überblick
Grundsätzlich gibt es drei Solarzellenvarianten, die sich für den Ausbau im Camper eignen.
Monokristalline Zellen | Polykristalline Zellen | CIS Zellen | |
Vorteile | + Höchster Wirkungsgrad unter den Zellen: 20 % und höher + Monokristalline Zellen sind auch bei Schwachlicht noch effektiv + Weisen eine lange Lebensdauer auf | + Effizient bei schwachem Licht + Unempfindlich bei Teilbeschattung + Der mittlere Wirkungsgrad liegt bei ungefähr 20 % | + Lange Lebensdauer + Mittlerer Wirkungsgrad von ungefähr 15 % |
Nachteile | – Höhere Anschaffungskosten | – Höhere Kosten – Hohes Modulgewicht | – Weniger effizient bei Schwachlicht |
Festinstallierte Solarmodule und Faltbare Module
Als nächstes stellt sich die Frage, ob du ein festinstalliertes Panel auf dem Camperdach anbringen möchtest oder lieber ein tragbares, faltbares Modul nutzen möchtest. Beide haben Vor- und Nachteile. Bei den festinstallierten Modulen, ist zusätzlich noch zwischen starren Modulen mit Rahmen und flexiblen klebbaren Modulen zu unterscheiden.
Festinstallierte Module (Starre Rahmenmodule) | Festinstallierte Module (Flexible klebbare Module) | Faltbare / flexible Module | |
Vorteile | + beste Preis/Leistung + einfacher Wechsel bei Defekt + Luftzirkulation unter dem Panel erhält Leistung | + keine Fahrzeugerhöhung, da das Solarpanel direkt am Dach aufliegt + Einfache Montage + geringes Gewicht (200 Watt ~ 6,25 kg ) | + keine Montage notwendig + kann nach Sonnenstand ausgerichtet werden (höherer Ertrag Abend und Morgens) + nimmt keinen Platz auf dem Camperdach weg |
Nachteile | – Fahrzeughöhe nimmt zu – Gewicht | – Preis/Leistung im Mittelmaß – schwer zu wechseln bei Defekt – Keine Luftzirkulation unter dem Panel – starke Hitzeentwicklung kann zu Leistungseinbruch führen und eventuell sogar das Panel beschädigen | – höchster Preis – benötigt Platz im Innenraum des Campers (Transport) – muss aufgebaut werden (Zeit) |
Wir haben uns am Ende für eine Kombination aus zwei festinstallierten starren Solarpanelen auf dem Dach und einem faltbaren Solarpanel, einer so genannten Solartasche entschieden. Damit fahren wir sehr gut, da wir an heißen Tagen problemlos im Schatten parken können und auch bei leichtbewölkten Tagen nochmal 225 Watt mit dem faltbaren Modul dazuschalten können und so mehr Leistung erhalten.
Wie viel Solar benötigt meine Solaranlage im Camper?
Im nächsten Schritt geht es darum zu ermitteln, wie viel Strom deine Solaranlage erzeugen soll. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Schlussendlich geht es darum, dein perfektes Maß zwischen Leistung, Platz und Gewichtersparnis zu finden.
Leistung von Solarmodulen
Zunächst einmal hängt die Leistung deines Panels von der Wahl der Zelltypen ab. Wir haben uns für ein monokristallines Panel entschieden und gehen das Beispiel einmal anhand dieses Panels durch. Wenn du wie wir ein 80 Watt, 24 Volt monokristallin Solarmodul hast, produziert dieses bei idealen Voraussetzung 80 Watt pro Stunde, nachdem der Solarregler dieses in 12 Volt konvertiert hat. In Ah wären das 6,66 Ah (80 Watt : 12 Volt = 6,66 Ah), die du damit unter optimalen Bedingungen pro Stunde theoretisch produzieren könntest.
Allerdings ist der optimale Fall oft nicht gegeben. Mal ist der Himmel bewölkt, oder es ist Winter, etc. Gleiches gilt für Reisen in den Norden. Hier steht die Sonne tiefer, wodurch deine Solarmodule wiederum weniger Strom erzeugen. Das ist auch der Fall in den Morgen und Abendstunden. Folglich ist es wichtig, dass du dir überlegst, wann und wohin du reisen möchtest und wie lange du autark stehen möchtest. Autark in diesem Fall bedeutet ohne das Hinzufügen von Landstrom und ohne zwischenzeitliches Fahren, also ohne deine Camping Batterie über die Lichtmaschine zu laden.
Anzahl der elektrischen Geräte & Häufigkeit der Nutzung
Weiterhin hängt die benötigte Leistung deiner Solarpanele von den technischen Geräten ab, die darüber betrieben werden sollen und wie lange diese pro Tag im Einsatz sind. Hier listen wir einmal unsere Geräte auf. Die Einschaltdauern sind natürlich teilweise Pi mal Daumen und können auch mal von Woche zu Woche höher oder niedriger liegen.
Verbraucher | Leistungsaufnahmewert (Watt) | Einschaltdauer pro Tag in Stunden | Energie pro Tag in Wattstunden (Wh) |
Kompressor Kühlbox | 40 | 5 | 175 (bei 20 C Umgebungstemperatur) |
Wasserpumpe | 180 | 0,2 | 36 |
Laptop 1 | 35 | 3 | 105 |
Laptop 2 | 75 | 2 | 150 |
Starlink | 60 | 4 | 240 |
Handy 1 | 20 | 1 | 20 |
Handy 2 | 20 | 1 | 20 |
Kamera* | 15 | ||
Drohne | 38 | 0,2 | 7,6 |
Gesamt | 754 |
*Wir haben die Kamera aus der Berechnung rausgelassen, da wir sie maximal einmal im Monat laden müssen.
Solarenergie nach Jahreszeiten
- Sommer: Im Sommer kann etwa von 5-7 effektiven Sonnenstunden ausgegangen werden. Natürlich ist das von Tag zu Tag anders und manchmal ist das Wetter auch im Sommer für eine ganze Woche schlecht, aber es hilft ein wenig bei der Berechnung und um ein Gefühl für den erzeugten Strom zu bekommen. P= 754 Wh : 6 Stunden = 126 W (P = Elektrische Leistung in Watt). Im Sommer bräuchten wir als 126 Watt Module installiert, um unseren Tagesbedarf bei optimalen Bedingungen zu decken.
- Winter: Im Winter geht man in Deutschland von 1-2 effektiven Sonnenstunden aus. Stellen wir die gleiche Rechnung an wie zuvor bedeutet das, dass wir über 503 Watt auf dem Dach installieren müssten.
- Übergangszeit: Im Frühling und Herbst steht die Sonner nicht mehr so hoch, wie im Sommer. Natürlich macht es einen großen Unterschied, ob du im Herbst in Marokko stehst oder nach Skandinavien fährst. Für Deutschland kannst du in der Übergangszeit etwa 3-5 effektive Sonnenstunden annehmen. Machen wir nun die gleiche Rechnung mit unserem Verbrauch zuvor, bedeutet das, dass wir nun 189 Watt installieren müssten.
Reihen oder Parallelschaltung der Module
Wenn du mehr als nur ein Solarpanel auf dem Dach installieren möchtest kannst du diese in Reihen- oder Parallelschaltung zusammenschließen. Richtig oder falsch gibt es hier nicht. Beide Varianten bringen ihre Vor- und Nachteile mit sich.
Parallelschaltung der Solaranlage

Für die Parallelschaltung werden alle Pluspole der Solarmodule zusammengeschlossen und diese anschließend mit dem Pluspol des Ladereglers verbunden. Gleiches machst du mit den Minuspolen. Also alle Minuspole des Solarmoduls zusammenschließen und diese dann an den Minuspol des Ladereglers anschließen.
Bei der Parallelschaltung addieren sich die einzelnen Wattzahlen der Module zusammen. Zwei 80 Watt Module erzeugen in diesem Fall dann 160 Watt. Die Spannung bleibt bei 12 Volt. Natürlich kannst du so auch Module verbinden, die nicht die gleiche Wattzahl aufweisen. Wichtig ist lediglich, dass diese dann die gleiche Spannung haben und die Leerlaufspannungen UL der Module übereinstimmen.
Vorteil der Parallelschaltung: Der große Vorteil der Parallelschaltung, ist, dass jedes einzelne Modul unabhängig von einander funktioniert. Die einzelnen Module erzeugen auch noch Strom, sollte eines der Module verschattet sein.
Hinweis: Schaltest du deine Module parallel, fließen höhere Stromstärken durch die Kabel. Überprüfe daher, ob der Kabelquerschnitt ausreichend ist. Zudem muss dein Laderegler für die Stromstärke ausgelegt sein.
Reihenschaltung der Solaranlage

Für die Reihenschaltung legst du ein Kabel vom Pluspols des ersten Solarmodul zum Pluspol des Ladereglers. Vom Minuspol des letzten Solarmoduls geht ein Kabel zum Minuspol des Ladereglers. Nun verbindest du alle Module zwischen dem ersten und letzten Modul jeweils immer mit Plus zu Minus.
Schaltest du deine Solarmodule in Reihe, bleibt der Strom gleich, jedoch erhöht sich die Spannung. Hast du 2 Solarpanele mit 80 Watt und 24 Volt, würde sich die Spannung bei Reihenschaltung auf 48 Volt addieren. Käme noch ein drittes hinzu wären es 72 und so weiter.
Durch die gering bleibende Stromstärke kann ein kleinerer Kabelquerschnitt verwendet werden.
Vorteil der Reihenschaltung: Der große Vorteil der Reihenschaltung ist die höhere Spannung, die dafür sorgt, dass auch bei schwachem Licht (also zum Beispiel abends oder bei bewölktem Himmel) noch genug Spannung vorhanden, um die Campingbatterie zu laden.
Hinweis: Achte darauf, dass dein Solarregler für die hohe Spannung geeignet ist.
Parallel- oder Reihenschaltung – Und was ist nun besser?
Ob du dich für Reihen oder Parallelschaltung entscheidest liegt bei dir. Besser oder schlechter gibt es hier nicht wirklich. Beides bringt Vor- als auch Nachteile mit sich. Wir haben uns hauptsächlich aufgrund des einfacheren Kabelmanagements für die Reihenschaltung entschieden. Prinzipiell, kannst du es auch immer noch ändern, solltest du feststellen, dass du mit deiner Wahl nicht zufrieden bist.
Was wird für die Installation und Montage zusätzlich benötigt?
Solarregler
Damit du deine Batterie nun auch mit Solar laden kannst, benötigst du einen Laderegler. Wir empfehlen einen MPPT Solarregler zu verwenden. Diese sind zwar teurer als PMW Regler, jedoch auch effektiver und tragen so dazu bei, dass du das Maximum aus deinen Modulen rausholen kannst.
Dein Solarregler sollte zudem zum Batterietyp passen (AGM-, GEL-, Nassbaterie oder LiFePO4). Wir haben bei uns den Victron Smartsolar MPPT 75/15* für die festverbauten Module und den Victron Smartsolar 100/20* für das faltbare Modul verbaut. Mit Hilfe des MPPT Größenrechners kannst du ausrechnen, welcher Regler der passende für deine Solarmodule ist. Über Bluetooth können wir den Regler mit unseren Handys verbinden und erhalten so Informationen bezüglich Leistung unserer Solaranlage. Bevor du den Solarregler mit den Modulen verbindest, muss dieser innerhalb der App für deine Module konfiguriert werden.
Wieso zwei separate Laderegler?
Wir haben einen Laderegler* für die festverbauten Module und einen separaten Regler für das faltbare Modul. Die Verwendung von zwei separaten Ladereglern ermöglicht es, jede Solaranlage unabhängig voneinander optimal zu nutzen, was Leistungsverluste und ineffizientes Laden vermeidet. Die beiden Regler können über die Victron-App in einem virtuellen Netzwerk miteinander verbunden werden. Dies erlaubt ihnen, ihre Ladeprozesse abzustimmen und die verfügbare Solarenergie effizienter zu nutzen. Durch diese Kommunikation wird sichergestellt, dass die Batterie immer auf die bestmögliche Weise geladen wird, basierend auf den jeweiligen Bedingungen der beiden Solarmodule.
Mehr Informationen zu faltbaren Solartaschen, findest du in unserem Beitrag: Faltbare Solartasche für den Camper.




Campingbatterie
Selbstverständlich benötigst du noch eine Camping Batterie, welche du über die Solaranlage laden möchtest. Wir haben in unserem Camper eine 12 V 230 Ah LiFePO4 Batterie verbaut.
Montage Material für die Solaranlage im Camper
Ein starres Panel kannst du wie wir am Dachträger befestigen oder du besorgst dir Montagehalterung, die du dann auf dem Dach befestigst.
Um dein Solarmmodul mit dem Laderegler und der Batterie zu verbinden, muss das Kabel durchs Dach. Wir haben dafür die alten Antennenhalterungen genutzt und diese anschließend mit Sikaflex abgedichtet.
Du bohrst dafür ein Loch in die Decke deines Campers, welches groß genug für die Kabel ist. Bei Dächern aus Metall das Abfeilen und Behandeln mit Rostschutz nicht vergessen. Nun kannst du eine Kabeldurchführung über dem Loch mit Sikaflex aufkleben und die Kabel in den Inneraum deines Campers führen.
Module mit Laderegler und Batterie verbinden
Nun musst du die Kabel nur noch mit deinem Laderegler und der Batterie verbinden. Plus wird an Plus angeschlossen und Minus an Minus. Die Kabel welche vom Dach kommen, werden an den Solarregler angeschlossen, vom Solarregler führen die Kabel zur Aufbaubatterie.
Nun sollte die Batterie mit Hilfe der Solarmodule geladen werden.

Unser Fazit zur Solaranlage im Camper
Unser Fazit zu unseren Solarmodulen nach 8 Monaten Vollzeit im Camper fällt durchweg positiv aus. Mit unserer Batterie sowie den festverbauten und dem faltbaren Modul können wir problemlos im Camper leben und arbeiten. Nur in sehr seltenen Fällen mussten wir die Batterie über unser Antriebsladegerät laden.
Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass wir im ersten Teil unserer Reise im Süden Südamerikas von den langen Tageszeiten des Sommers profitiert haben. Jetzt, näher am Äquator, haben wir einerseits einen optimalen Sonnenstand, und zum anderen herrscht hier gerade Trockenzeit mit täglich strahlend blauem Himmel.